Immersives Lernen: Definition
Beim Immersive Learning oder immersiven Lernen taucht der Lernende in eine virtuelle Welt ein, um realistische Situationen zu erleben. Es handelt sich also um einen praktischen Unterrichtsansatz, der das theoretische Lernen ergänzt. Dieses immersive Lernen kann in einer zu 100 % virtuellen Welt (virtuelle Realität) oder in einer realen Welt stattfinden, die um virtuelle Elemente ergänzt wird (erweiterte Realität).
Immersives Lernen in der Ausbildung
Im Rahmen einer Ausbildung muss das immersive Lernen als ein Lehrmittel angesehen werden. Es muss in den Dienst einer einschlägigen Ausbildung mit einem bestimmten Ziel gestellt werden. Es muss als Ergänzung zu einer theoretischen oder bereits bestehenden Ausbildung eingesetzt werden. Immersives Lernen kann somit in der Erstausbildung oder in der Weiterbildung in Betracht gezogen werden.
In jedem Fall muss jedoch das Ziel der Ausbildung die Wahl der Lernmethode bestimmen und nicht umgekehrt. Die Wahl richtet sich nach der Zielgruppe, dem Inhalt der Ausbildung und den Einschränkungen, vor allem technischer und finanzieller Art.
Die Merkmale des immersiven Lernens im Unternehmen
Effektivität des immersiven Lernens
Immersives Lernen erhöht die Merkfähigkeit über Automatismen, die beim Erwerb von Reflexen helfen. Ein erlernter Reflex ist dauerhaft. Tatsächlich behalten wir 10 % von dem, was wir lesen, 30 % von dem, was wir sehen, 60 % von dem, was wir tun, und 90 % von dem, was wir lehren. Hierin besteht die Überlegenheit der Praxis gegenüber der Theorie, denn der Lernende ist konzentriert, trainiert sein visuelles Gedächtnis und lernt in einer spielerischen Welt, die Wertschätzung vermittelt. So erweist sich beim Erlernen einer Fremdsprache ein immersives Lernen als wirksamer als eine eher klassischer Präsenzausbildung.
Eine Methode, die zu Fehlern ermutigt
Der Lernende wird sich seiner Fehler bewusst und kann sich selbst korrigieren. So führt beispielsweise die Wiederholung von Handgriffen allmählich zum Erwerb der richtigen Handgriffe. Immersives Lernen ist die ideale Lösung für jedes Unternehmen oder jede Aktivität, bei der die Präzision von technischen Handgriffen wichtig ist.
- Flexibilität des immersiven Lernens: Immersives Lernen lässt sich ausgezeichnet in den Fernunterricht einbinden. Für Unternehmen mit mehreren Standorten bietet es die Möglichkeit, seine Mitarbeiter überall und einheitlich zu auszubilden.
- Integration des immersiven Lernens: Das immersive Lernen ergänzt eine theoretische Bildungsmaßnahme um bestimmte wichtige Elemente. So kann das Unternehmen den Schwerpunkt auf ein Sicherheitselement oder die Optimierung der Produktivität legen.
Allerdings ist die Modellierung einer virtuellen Welt zeitaufwendig und mit Kosten verbunden. Außerdem müssen auch die Lernsoftwares aktualisiert werden. Auch wenn diese Techniken immer einfacher zu handhaben und billiger werden, ist es dennoch sinnvoll, den ROI dieser Art von Bildungsmaßnahmen zu messen.
Sicherheit des immersiven Lernens in Unternehmen
Eine virtuelle Umgebung wird von Natur aus kontrolliert und ein Lernfehler hat keine tatsächlichen Konsequenzen. Der Mehrwert für risikoreiche Ausbildungen (Arzt, Pilot, Fahrer usw.) ist also beträchtlich. Für den Lernenden hilft die risikofreie Bildungsmaßnahme, freier zu agieren und über sich hinauszuwachsen. Auch der Trainer kann verschiedene Situationen testen, die sich in der Realität als gefährlich erweisen, und den Lernenden das mehrmalige Wiederholen erlauben.
Diese Lernmethode ist daher besonders geeignet, um Lernende auszubilden, die in Situationen mit hohem technischen oder menschlichen Risiko arbeiten, insbesondere im Krisenmanagement oder in der Verwaltung von Sicherheitsprotokollen.
Beispiele für immersives Lernen in Unternehmen
Stellen Sie sich ein Unternehmen vor, das ein neues Projekt oder eine neue Fertigungslinie einführt und seine Mitarbeiter an einem neuen, noch nicht gelieferten Werkzeug ausbilden möchte? Warten zu müssen, bis das neue Werkzeug installiert und fertiggestellt ist, bevor die Lernenden ausgebildet werden, bedeutet einen Zeit- und Produktivitätsverlust.
Bereits 2013 hat Renault über 3 Millionen Euro in sein Technocenter investiert mit dem Ziel, das immersive Lernen an einer neuen interaktiven 3D-Anlage zu entwickeln. So wurde das neueste Modell des Espace entwickelt, ohne zuvor ein maßstabgetreues Modell zu erstellen, was zu einer geschätzten Kostenersparnis von 2 Millionen Euro geführt hat. Dasselbe Prinzip der virtuellen Realität hat Jaguar Land-Rover zu Einsparungen von 5 Millionen Euro verholfen.
Seit 2015 hat das Bildungszentrum für technische Berufe der Unternehmensgruppe Orange eine Bildungsmaßnahme mit den Technologien immersives Lernen und Erweiterte Realität entwickelt, um Techniker auszubilden, die an empfindlichen und teuren Geräten arbeiten. Mit 200 Ausbildungssitzungen für mehr als 1200 Lernende wurde Orange daher im April 2019 vom französischen „Hochkommissariat für Kompetenzen und Inklusion durch Beschäftigung“ bei der Unterzeichnung des Ausbildungspakts PRIC (Pacte régional Île-de-France pour l’investissement dans les compétences) zu Rate gezogen. Daran werden Stärke und Effizienz dieser neuen Lerntechniken deutlich.